Indikatoren für die Standortwahl

Das Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) der Universität Stuttgart hat sich im Arbeitspaket 2 mit der Bewertung der Nachhaltigkeit befasst. Hier wurde die Nachhaltigkeit der Standorte untersucht und bewertet.
Als Standortindikatoren für Nachhaltigkeit wurden folgende Kriterien berücksichtigt:

  • Ökonomisch (Strompreis, Breitbandverfügbarkeit, Steuern)
  • Ökologisch (Temperatur, Wärmeabnehmer, Wärmesenken)
  • Sozial (Fachpersonal, Verkehrsanbindung, Kundennähe

Soziale Standortwahl

Für die sozialen Standortindikatoren wurden Daten zur Informatiker-Personalverfügbarkeit durch den BWIHK erhoben sowie die Verkehrsanbindung durch Autobahnen, Bundestraßen und Schienenverkehr berücksichtigt. Zusätzlich konnte über die Arbeitsplatzdichte Rückschluss auf die Kundennähe getroffen werden. Die 3 Kriterien wurden auf eine Punkteskala von 100 Punkten normiert und über eine Gewichtung zusammengezählt. Eine Darstellung der Ergebnisse auf Gemeindeebene sehen Sie unten.

Allgemeine Beurteilung:
Baden-Württemberg ist als dicht besiedeltes Bundesland von der Verkehrsinfrastruktur bereits sehr gut erschlossen. Als wirtschaftsstarkes Bundesland und durch fortschreitende Adaption von Digitalisierungsmaßnahmen in Industrie und Gewerbe verfügt Baden-Württemberg über einen wachsenden Kundenkreis für Rechenzentren und die angehängten Dienstleistungen. Die Personalverfügbarkeit für IT-Experten gilt als schwierig da die Nachfrage das Angbot in allen Gebieten übersteigt.

Einzelbewertung:
In den oben genannten Kriterien gehen vor allem die Regionen um die drei größten Städte (Stuttgart, Karlsruhe, Mannheim) in Baden-Württemberg als Sieger hervor da hier neben der Straßeninfrastruktur auch der schienengebunden Verkehr sehr gut ausgebaut ist und Personal im Vergleich zu anderen Regionen leicht zu aquirieren ist. Maßnahmen um dem Fachpersonalmangel entgegenzuwirken haben hier das größte Potenzial um die Attraktivität von Standorten zu steigern.

Ökologische Standortwahl

Für die ökologischen Standortindikatoren wurde die Umgebungstemperatur in stündlicher Auflösung aus den Jahren 2003 bis 2012 berücksichtigt sowie Grund- und Flusswasserverfügbarkeitsdaten durch das LGRB gewonnen. Zusätzlich wurde über den Wärmeatlas Baden-Württemberg der Wärmebedarf ermittelt. Die 3 Kriterien wurden auf eine Punkteskala von 100 Punkten normiert und über eine Gewichtung zusammengezählt. Eine Darstellung der Ergebnisse auf Gemeindeebene sehen Sie unten.

Allgemeine Beurteilung:
Baden-Württemberg ist eine der wärmsten Regionen in Deutschland, bietet aber dennoch Potenzial für freie Kühlung welches genutzt werden kann. Grundwasserkühlung ist vor allem im Rheingraben und Oberschwaben eine attraktive Maßnahme. Die hohe Bevölkerungsdichte (Platz 3 der Flächenländer in Deutschland) bedeutet vor allem in Ballungsräumen ein gutes Potenzial für die Abwärmenutzung.

Einzelbewertung:
In den oben genannten Kriterien gehen, von den größten Städten, vor allem Stuttgart und Mannheim als Sieger hervor, da hier viel Abwärmenutzungspotenzial vorhanden ist. Die höchsten Gesamtbewertungen werden in den Kreisen Ravensburg, Sigmaringen Zollernalbkreis und im Südlichen Schwarzwald erzielt da hier hohe Grundwasserpotenziale und geringe Jahresmitteltemperaturen zusammenkommen. Die Nutzung von Grund- und Flusswasser zu Kühlungszwecken ist in Baden-Württemberg aufgrund der starken Regulierung und aufwändige Genehmigungsprozesse derzeit realistisch nicht umsetzbar. Hier bietet sich duch Veränderungen im Verwaltungs- und Genehmigungsprozess die Möglichkeit ungenutzte Potenziale zu erschließen.

Ökonomische Standortwahl

Für die ökonomische Standortindikatoren wurden die Strompreise für Gewerbekunden berücksichtigt (BNetzA) sowie Gewerbe- und Grundsteuern auf Gemeindeebene. Zusätzlich wurde die Breitbandverfügbarkeit in Gewerbegebieten berücksichtigt. Die 3 Kriterien wurden auf eine Punkteskala von 100 Punkten normiert und über eine Gewichtung zusammengezählt. Eine Darstellung der Ergebnisse auf Gemeindebene sehen Sie unten.

Allgemeine Beurteilung:
Der Breitbandausbau in Baden-Württemberg bietet an vielen Standorten eine Ansiedelung von Rechenzentren an. Es besteht jedoch vor allem für ländliche Gemeinden Nachholbedarf im digitalen Infrastrukturausbau. Die Netzentgelte im Bundesland liegen im Deutschlandvergleich im unteren Bereich was Baden-Württemberg auf nationaler Ebene attrativ macht, jedoch bestehen lokale Unterschiede die eine wirtschaftliche Relevanz auch auf lokaler Ebene darstellen können. Die Gewerbesteuer schwankt Landesweit nur im geringen Maße und bietet vor allem im ländlichen Umfeld einen kleinen Vorteil.

Einzelbewertung:
In den oben genannten Kriterien gehen vor allem die Regionen um die zwei großen Städte (Karlsruhe und Mannheim) in Baden-Württemberg als Sieger hervor da hier neben der hohen Breitbandverfügbarkeit der Strompreis im Vergleich zu anderen Regionen geringt ist. Der Mittlere Rheingraben und die Gemeinden im Norden der Landeshauptstadt schneiden hier ebenfalls positiv ab. Maßnahmen um den Breitbandausbau voranzutreiben haben hier das größte Potenzial um die Attraktivität von Standorten zu steigern.